Ich meine ja nur
Von Mauern und Blasen - Warum sich in einer Kommunikationsgesellschaft fast nichts ändert
Worum geht es? Dazu muss man mit einigen ganz einfachen Fragen beginnen, die sich jeder schon selbst gestellt haben wird.
-
Wieso wird die AfD immer stärker? Ich kenne keinen der diese Leute wählt.
-
Wie kann es sein, dass Frau Dr. Merkel sich so lange als Kanzlerin halten konnte? Ich kenne keinen der die Frau gewählt hat oder gut findet.
-
Warum ist die SPD noch nicht unter 5 Prozent gesunken? Denen verdanken wir schließlich unkontrollierte Leih- und Zeitarbeit, Harz4 (Sozialhilfe light), Rente mit 67, ein Rentenniveau von 43% ab 2030 und vieles andere mehr. Ich kenne keinen der die noch wählt.
-
Wer wählt denn die Grünen mit ihrem Ökofaschismus und einer mehr als fragwürdigen Praxis im Umgang mit frühkindlichem Sex und dem Wunsch zwischen mehr als 60 Geschlechtsoptionen wählen zu können? Das ist Irrsinn und ich kenne keinen der das wirklich will.
Früher war alles besser
Wo früher noch hart aber herzlich in Kneipen, Vereinen oder am Arbeitsplatz gestritten und philosophiert wurde, lässt man das heute lieber sein, denn es könnte Freundschaften, Bekanntschaften oder die Akzeptanz am Arbeitsplatz mehr als nur gefährden. Verlagert hat sich der Austausch von Ideen und Meinung immer mehr in die Bereiche der (elektronischen) Medien und der sozialen Netzwerke, zu denen auch die Messenger gehören. Doch wen erreicht man da tatsächlich?
Die Blase der Messenger
Hier liegt der einer der Gründe warum sich nichts ändert, denn mit der Nutzung eines Messengers zur Verbreitung einer Meinung, teilt man die Inhalte in der Regel nur mit Bekannten, Freunden und vor allem gleichgesinnten Menschen. Man bleibt also in seiner Informationsblase vollkommen unter sich und kann die Meinung oder auch Information nicht beliebig vervielfältigen. Die Begrenzung der Informationen auf die Mitglieder dieser Blase verantworten wir also selbst. Mit Zensur oder sogar der Lenkung von Informationsinhalten hat das rein nichts zu tun!
Die Mauer
Die Mauer war nicht nur schon in der deutschen Geschichte ein wahres Übel welches einen Teil der Bevölkerung einsperrte und einen anderen Teil der Bevölkerung aussperrte. Interessanter Weise ist die Mauer einer Kommunikationsgesellschaft nicht weniger gefährlich und vor allem, haben wir keinen Einfluss darauf. Selbst aufzustehen und laut „Wir sind das Volk“ zu rufen, kann diese Mauer nicht zum Einsturz bringen. Diese Mauer hat mit den selbst ernannten Sitten- und Korrektheitswächtern ebenso ihre Helfer wie die Mauer die das deutsche Volk mehr als 40 Jahre trennte.
Allerdings ist diese Mauer um ein Vielfaches schlimmer, denn man sieht sie nicht. Die Mauer nennt sich auch nicht „Antifaschistischer-Schutzwall“ sondern diese Mauer besteht aus Algorithmen (wie Sie nicht nur bei Facebook und Twitter zum Einsatz kommen) und sorgt, wie in der Blase, dafür, dass man unter seines Gleichen bleibt und auch nur dort die vorhandenen Meinungen und Informationen hinter einer Mauer förmlich eingesperrt werden und der Mehrheit somit nicht mehr zugänglich ist. Der Unterschied ist, dass ich die Blase selbst wähle, aber auf die Mauer keinen Einfluss habe, selbst wenn ich weiß, dass diese Mauer tatsächlich besteht.
Sollte dann versehentlich eine Information Mauerflucht begehen, stehen sofort die selbst ernannten Sitten- und Korrektheitswächter bereit und sorgen für Sperren und zum Teil noch für viel schlimmere Konsequenzen. Auch wenn uns diese Mauer noch so bunt präsentiert wird, verzichte ich dankend auf jede Mauer, die mich oder andere einschränkt. Sei es nun in meiner Bewegungsfreiheit oder in der Freiheit Meinungen und Informationen zu teilen.
All in all, you're just another brick in the wall!
Es sei denn, man verweigert sich dem System oder ergänzt es durch analoge Handlungen. Denn analoges Handeln lässt sich nicht zensieren und auch kaum kontrollieren.
Unangenehm dabei ist allerdings, dass man tatsächlich Eigenverantwortung und Initiative zeigen muss. Der gute alte Handzettel kann die Lösung des Problems sein. Nett aufgemacht und klar als Information gekennzeichnet, kann er eine gute Alternative zu den üblichen Informationsquellen sein, denn „Otto Normalverbraucher“ ist ja leider sehr träge geworden, kommt kaum von seinem Sofa hoch und konsumiert die Standardmedien als hätten diese noch die Qualität einer Gabriele Krone-Schmalz, eines Peter Scholl-Latour oder eines Werner Höfer mit seinem „Internationalem Frühschoppen“. Ein fataler Irrtum!
Der Internationale Frühschoppen war eine von Werner Höfer moderierte Diskussionsrunde des Westdeutschen Rundfunks. Sie wurde ab dem 6. Januar 1952 sonntagmittags im Hörfunkprogramm gesendet und war ab 30. August 1953 zusätzlich auch im Deutschen Fernsehen live zu sehen. Im Dezember 1987 wurde die Sendung eingestellt. Diese politische Diskussionsrunde von fünf bis sieben internationalen Journalisten an einem Tisch mit dem in der Mitte sitzenden Werner Höfer als Moderator war legendär und bot vor allem eine sehr gute Übersicht über die Meinungen des Auslands zu Ereignissen in Deutschland und der Welt. Im danach ausgestrahlten Presseclub (hier ist der Name schon Programm) diskutieren nun vier bis fünf deutsche Journalisten aktuelle Themen. Allerdings hat man nun häufig den Eindruck als hätte alle Beteiligten untereinander bei der dpa (davon später mehr) abgeschrieben. Scholl-Latour und Höfer würden sich wohl im Grabe umdrehen. Gabriele Krone-Schmalz wurde noch 1997 das Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse für „die Qualität der Fernsehberichterstattung“ verliehen. Nach Ihrer Kritik an der Medienlandschaft und der Dämonisierung Russlands verschwand auch Sie faktisch von den Bildschirmen.
Zurück zur analogen Welt
Der gute alte Handzettel ist heute schneller als jemals zuvor daheim hergestellt und verursacht kaum Kosten. 50 mal auf DIN A4 ausgedruckt hat man sehr schnell 100 Handzettel in A5 hergestellt, die man bei einem abendlichen Spaziergang in die Briefkästen stecken und somit verteilen kann.
Mit netter Aufmachung, fundierter Information mit Quellenangabe und dem Hinweis den Handzettel zu vervielfältigen und weiter zu verteilen, könnten daraus deutlich mehr analoge Informationen werden als man digital, ungefiltert, unzensiert und jemals mit Messengern oder in sozialen Medien hätte verbreiten können. Da der ganze Vorgang anonym geschieht, muss man auch nicht befürchten an den Pranger gestellt zu werden nur weil man eine andere Meinung vertritt.
Wer macht die Meinung in Deutschland und Europa?
Es ist weniger als eine Handvoll. Genau gesagt sind es nur vier Familien die den Normalbürger zusammen mit der dpa (Die dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH ist die größte Nachrichtenagentur der Bundesrepublik Deutschland mit Sitz in Hamburg und der Zentralredaktion in Berlin) die Welt „erklären“. Die 180 Gesellschafter der dpa sind ausschließlich Medienunternehmen wie Verlage und Rundfunkanstalten. Damit sind Gesellschafter und Kunden der Agentur größtenteils identisch.
Die jeweiligen Gesellschafter können maximal 1,5 Prozent des Stammkapitals erwerben, so dass eine Einflussnahme einzelner Mehrheitsgesellschafter weitestgehend ausgeschlossen sein sollte (es sein denn, dass 178 Gesellschafter Ableger von nur 4 Medienkonzernen sind). Die Anteile der elektronischen Medien dürfen insgesamt 25 Prozent nicht überschreiten. Die Rundfunkanstalten NDR, WDR und das ZDF halten Anteile an der dpa in Höhe von jeweils 641.550 Euro. Dies entspricht einem Gesamtanteil von jeweils 3,8 % des Gesamtkapitals. Zusammen halten die Rundfunkanstalten einen Gesamtanteil von 11,64 % am Gesamtkapital.
Nun kann man vielleicht auch nachvollziehen, warum auch ARD und ZDF vermutlich schon lange nicht mehr neutral berichten.
Springer
Der wohl bekannteste dieser Medienherrscherclans ist die Springer-Familie und ihr Axel-Springer-Verlag, einer der größten Verlagshäuser Europas. Über ihn kontrolliert die Springer-Familie nicht nur die bekannte sowie umstrittene „Bild“ – die reichweitenstärkste Tageszeitung Deutschlands mit über 1,6 Millionen verkauften Exemplaren, sondern auch alle ihre „Abwandlungen“, wie etwa die „Bild am Sonntag“, „Bild der Frau“, „Auto Bild“ und etliche andere.
Gleichzeitig gehören der Springer-Familie aber auch andere Verlagsmarken, die beim Durchschnittsbürger nicht unbedingt mit dem Axel-Springer-Verlag assoziiert werden. Besonders erwähnenswert wäre hier die überregionale Tageszeitung „Die Welt“, der wiederum über das Unternehmen WeltN24 GmbH der Nachrichtensender N24 gehört.
Somit hat die Springer-Familie über direkte und indirekte Unternehmensanteile einen gewaltigen Einfluss auf die Meinungsbildung der Bundesbürger im Print- und TV-Bereich – und zwar unter verschiedenen, voneinander scheinbar unabhängigen Medienmarken.
Mohn
Der zweite Medienclan ist die Familie Mohn, der der Bertelsmann-Verlag gehört. Die Bertelsmann SE & Co. KGaA ist nicht weniger als eines der größten international tätigen Medienunternehmen der Welt.
Der Bertelsmann-Gruppe gehören solche weitreichende Nachrichtenblätter, wie der „Stern“, „Brigitte“ und auch über einen Umweg ein großer Teil vom „Spiegel“ – einem Medium, das lange Zeit auf den Ruf eines unabhängigen, journalistisch soliden und investigativen Nachrichtenjournals bauen konnte. Ein nicht unwichtiger Exkurs zum Spiegel, denn die Unabhängigkeit des „Spiegel“ ist längst angebrochen, denn 25,5 Prozent des Verlags gehören rechtlich dem Hamburger Medienkonzern „Gruner + Jahr“, einer 100 Prozentigen Tochtergesellschaft der ebengenannten Bertelsmann SE & Co. KGaA. Der Anteil von über 25 Prozent bedeutet in diesem Zusammenhang einen erheblichen Einfluss bei grundlegenden Entscheidungen. Von absoluter journalistischer Unabhängigkeit kann da kaum mehr die Rede sein.
Bemerkenswerterweise gehört dem „Spiegel“ wiederum das Wirtschaftsblatt „Manager Magazin“, an dem ebenfalls die „Gruner + Jahr“ Anteile hat. Daraus ergibt sich, dass die Bertelsmann-Gruppe sowohl über politische als auch über wirtschaftliche Fachjournale medialen Einfluss ausüben kann – nur eben auf einem vermeintlich höheren Niveau als die Bild-Gruppe. Neben den Printmedien besitzt die Bertelsmann-Familie zudem zahlreiche Sender im Privatfernsehen. So gehören der Bertelsmann Capital Holding GmbH 75,1 Prozent der gesamten RTL Group. Die Familie hat somit die Hoheit über die rund zwei Dutzend der reichweitenstärksten Privatsender des Landes mit einem Millionenpublikum.
Doch die Bertelsmann-Gruppe kann ihren Einfluss in der Bundesrepublik nicht nur über ihre Medien ausüben. Der Bertelsmann SE & Co. KGaA gehört nämlich auch die namhafte Bertelsmann-Stiftung.
Diese macht unter anderem Studien, die politischen Entscheidungsträgern vorgelegt und auf deren Basis Gesetze ausgearbeitet werden. Teilweise sollen ganze Gesetzespassagen, wie etwa für das bekannte Hartz IV Gesetz, von der Bertelsmann-Stiftung geschrieben worden sein. Damit hat die Familien Mohn also nicht nur erheblichen Einfluss auf die Willensbildung der Deutschen, sondern auch unmittelbar auf die Innenpolitik der Bundesrepublik.
Burda
Die dritte mächtige Medienfamilie ist schließlich die Burda-Familie und die von den dreien wohl öffentlich unbekannteste. Dennoch zählt die Gruppe „Hubert Burda Media“ gemessen am Umsatz zu den größten Medienunternehmen des Landes.
Ihr gehören solche vielgelesenen Medien wie etwa „Gala“, „Bunte“ und nicht zuletzt auch der „Fokus“ und „Fokus-Online“ – das Online-Nachrichtenportal mit der zweitgrößten Reichweite Deutschlands. Die Burda-Familie punktet vor allem durch die Vielfalt der Angebote. Es sind Zeitschriften, Radio- und Fernsehsender, Webseiten, Dienstleister und sogar eigene Auszeichnungen. Nach eigenen Aussagen bietet der Konzern rund 540 Medienprodukte in 23 Ländern an.
Der Umfang der Themen ist enorm. Angefangen bei Medienangeboten zu Technologien, wie etwa die Zeitschrift „Chip“, über Kinderangebote, wie etwa „Die drei???“, bis hin zu den ebengenannten Journalgiganten wie „Fokus“ oder „Bunte“. Auch die deutsche Auflage des legendären US-amerikanischen Männermagazins „Playboy“ gehört den Burdas.
Funke
Die Funke Mediengruppe ist mit Beteiligungen an Zeitungen, Anzeigenblättern und Zeitschriften in acht europäischen Staaten und einem Gesamtangebot von über 500 Titeln das drittgrößte Verlagshaus Deutschlands und einer der größten Regionalzeitungsverlage Europas. Das Unternehmen firmierte bis 2012 als WAZ Mediengruppe (Westdeutsche Allgemeine Zeitung) und hat seinen Sitz in Essen.
Am 25. Juli 2013 kündigte die Funke Mediengruppe an, die Tageszeitungen Berliner Morgenpost und Hamburger Abendblatt, die Programmzeitschriften Hörzu, TV Digital, Funk Uhr, Bildwoche und TV Neu sowie die Frauenzeitschriften Bild der Frau und Frau von Heute für 920 Millionen Euro zum 1. Januar 2014 von der Axel Springer AG zu übernehmen.
Die Fakten
Die größten überregionalen Printmedien, die umsatzstärksten Online-Nachrichtenportale, zahlreiche private Fernsehanbieter und beliebte Internetseiten gehören insgesamt vier Familien und daher wird mein Wunsch auch nicht in Erfüllung gehen.
Ich wünsche mir, Informationen und neutrale Berichte, welche alle beteiligten Seiten zu Wort kommen lässt und nicht lanciert und kommentiert. Ich möchte, dass was wesentlich ist und uns alle betrifft, leicht verständlich und ohne, dass man ein akademisches Studium abgeschlossen hat, als Nachricht ohne Wertung transportiert wird damit uns als mündigen Bürgern eine freie Meinungsbildung selbst überlassen bleibt.
Nach meiner Meinung wird nun klar, warum man in (nicht nur) in Deutschland kaum mehr an unabhängige Informationen und Nachrichten gelangen kann. Schaue ich mir nur die Diskrepanz in der Berichterstattung von ARD, ZDF, BBC und NZZ an, dann wird mir schwindelig, denn wo liegt den nun die Wahrheit?
Das sollte man dringend ändern.
Ich meine ja nur…
Beispiel: Bertelsmann