Ich meine ja nur
Leergut sammeln üben!
Wie man, meiner Meinung nach, die Leistungsträger unserer Gesellschaft nach 45 Arbeitsjahren verprellt und die Generationen der nach 1965-geborenen zu gut 80 Prozent in Altersarmut entlässt.
Die vorhersehbare Entwicklung
Hier kommen natürlich sehr viele Faktoren zum Tragen, die man allerding nur kurz anschneiden kann, um eine wissenschaftliche Betrachtung zu vermeiden. Zunächst muss man verstehen, dass wir in Deutschland seit 1956 einen Kaufkraftverlust von fast 86 Prozent hinnehmen mussten. Das führte unter anderem dazu, dass die Summe der geborenen Kinder (ohne Zuzug/Migration) ständig gesunken ist, denn wo einst ein Einkommen ausreichte um zwei bis vier Kinder, einen Urlaub und einen Kleinwagen zu finanzieren, benötigt man heute für ein bis zwei Kinder fast immer auch zwei Einkommen.
Natürlich kann man einwenden, dass die Ansprüche gestiegen sind und man führt gerne den Großbildfernseher und den VW-Golf als Argumentation an. Was dabei gerne vergessen wird ist der Tatsächliche Wert, beziehungsweise, wie lange musste man (und muss man heute) für diesen Luxus arbeiten. Also schauen wir uns zunächst die durchschnittliche Lohnentwicklung und dann die Kosten für die oben genannten „Luxusgüter“ an.
Die Lohnentwicklung
Bei einem Jahresdurchschnittsgehalt 1978 von (umgerechnet) 12.000,- € wurden tatsächlich 1.895,- € an Abgaben fällig. Aktuell verfügt jeder Arbeitnehmer in Deutschland (so sagte es auch Bundeskanzlerin Merkel) über 3.000,- € brutto pro Monat. Also 36.000,- € im Jahr. Die Abgabenblast lag im Jahre 2018 allerdings bei 33 Prozent und somit sind 11.880,- € fällig. Nur mal so am Rande bemerkt sind wir laut OECD Vizeabgabenweltmeister. In Großbritannien liegt die Abgabenlast bei 21 Prozent und in der Schweiz bei 16 Prozent was in unserem Lande dem Stand von 1978 entspricht!
„Luxusgüter“ – früher und heute
Also nun zurück zu dem so gerne angeführten gestiegenen Anspruch, wenn es um den Fernseher und das Auto geht. So musste man für einen Schwarz-Weiß-Fernseher (mono und ohne Fernbedienung) 2 volle Monate arbeiten und somit auch 2 Monatsgehälter aufwenden. Einen HDTV mit 102 cm Bilddiagonale bekommt man ein einem namhaften Elektronikgroßhandel für 275,- €.
Das gute Auto. Hier sieht es nicht anders aus, denn den Opel Rekord gab es Anfang der 1970er Jahre für knapp 5.000,- €, also rund ein Durchschnittsjahresgehalt. Ein vergleichbares Fahrzeug bekommt man heute für 7.260,- Euro und somit also für 2,4 Monatsgehälter.
Das Desaster wird kommen
Die Entwicklung der Renten in wenigen Schritten und was wir erwarten können. Vorweg sei gesagt, dass man seinen Rentenbescheid eigentlich ungelesen in den Papiermüll geben kann, denn dieser bezieht sich ja nur auf „mögliche“ Prognosen und vorbehaltlich gesetzlicher Änderungen. Doch nun zu einigen Zahlen.
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1978 – 59,5 % Rente
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1988 – 56,3 % Rente
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1998 – 53,6 % Rente
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2008 – 50,5 % Rente
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2018 – 45,0 % Rente
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2030 – 43,0 % Rente zu 90 % zu versteuern, Wegfall der Haltelinie (freier Fall möglich)
Ursächlich für diesen kontinuierlichen Rückgang sind vor allem die Veränderungen bei der Rentenanpassung bzw. in der Rentenanpassungsformel. Die seit 2001 in die Rentenanpassungsformel eingefügten zusätzlichen Faktoren - insbesondere der Riester-Faktor und der Nachhaltigkeitsfaktor führen dazu, dass die Rentenanpassung der Lohnentwicklung nur noch abgebremst folgt. Die Untergrenze dieser Abflachung ist per Gesetz (Niveausicherungsklausel) für das Jahr 2030 auf 43 % beziffert. Für die Zeit danach gibt es keine „Haltelinie“ mehr. Mit anderen Worten: Auch 20 Prozent und weniger ist möglich!
Im Ergebnis verliert die Gesetzliche Rentenversicherung dadurch ihre Funktion einer Lebensstandardsicherung. Der im Arbeitsleben erreichte Lebensstandard kann nur dann einigermaßen beibehalten werden, wenn zusätzlich Rentenansprüche durch die freiwillige betriebliche oder private Altersvorsorge erworben werden. Der Haken dabei ist aber, dass wegen des Kaufkraftverlustes und anderer Einflüsse schon aktuell nicht ausreichend vorgesorgt werden kann. Auch die Ausschüttung der Zusatzrenten ist nur begrenzt sicher und nur sehr begrenz mit einer Ertragssteigerung versehen. Auch die gesetzliche Schieflage bei der maximalen Riester-Förderung wurde nie korrigiert, denn wenn der Ehemann zum Beispiel 200.000,- € Jahreseinkommen hat und die Ehefrau nur eine „Nebentätigkeit“ ausfüllt, bekommt die Ehefrau die volle Förderung.
Der schlechteste (Normal-) Fall
Die Rentenberechnung ist mittlerweile kaum mehr nachvollziehbar und wird mittels Faktoren, Korrekturen, Zinsentwicklungen, Rentenerhöhungsgeschenken zu Wahlen und weiteren unüberschaubaren Manipulationsmechanismen berechnet. Grundsätzlich ist der Schnitt des Einkommens über die Beitragsjahre als Grundlage ausschlaggebend. Die nachfolgende Berechnung ist also nicht zwingend auf den Punkt korrekt, aber doch recht nah an der Realität 2030.
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Bruttoeinkommen zum Renteneintritt (ohne Abschläge) 3.500,- €.
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Durchschnittliches Einkommen über Beitragsjahre 1.985,- €.
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43 Prozent von 1.985,- € = 853,- €.
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Im Jahr 2030 ist der Rentenfreibetrag 10 Prozent.
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Im Jahr 2030 sind 90 Prozent der Rente zu versteuern.
Allerdings ist die Rente jetzt so gering, dass keine Steuern mehr anfallen. Allerdings müssen immer noch pro Monat 70,- € Krankenversicherung und 17,50 € Pflegeversicherung abgezogen werden. Es Bleiben also 765,- € „zur freien Verfügung“.
Zum Vergleich
Im Jahr 2030 dürfen 765,- € für Miete, Wasser, Strom, Heizung und Lebensunterhalt recht ambitioniert werden. Aktuell bekommt man 424,- Euro ALG2 (Hartz4) und für eine Einzelperson gelten 50 m² Wohnraum als angemessen. Vom Mietspiegel muss man rund 15 % abziehen und so kommt man vielleicht auf 7,- €/m² und somit auf 774,- €.
Welcher Quadratmeterpreis angemessen ist, lässt sich bei der zuständigen Agentur für Arbeit oder Kommune erfragen. Diese Ämter richten sich oftmals nach den örtlichen Richtlinien für angemessene Wohnkosten. So gelten beispielsweise nach aktuellem Stand für eine Wohnung in Berlin für einen Single mit 50 m² etwa 440,00 Euro als angemessen. In München sind es ca. 550,- €. Was dann bedeutet, dass aktuell 974,- € zur Verfügung stünden. Das gilt natürlich auch für alle Menschen, die vielleicht nie eine Schüppe in Händen hielten und/oder niemals einen Beitrag zum ehemaligen wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes beigetragen haben.
Was bleibt?
Mit rund 80 Prozent der Neurentner 2030 Leergut sammeln üben!
Ich meine ja nur...